Aktuelle Publikation & Veranstaltung im Oktober: Mädchen und Frauen in die Informatik: Aktivierungspotenziale und Erfolgsfaktoren – Handlungsempfehlungen Bildung

Mehr Mädchen und Frauen für die Informatik gewinnen: In allen Lebens- und Bildungsbereichen wird gefordert, dass Mädchen sich mehr für MINT-Fächer, speziell für Informatik interessieren, mehr junge Frauen sich für eine Ausbildung oder ein Studium in Technik und Informatik entscheiden und Frauen vermehrt an der Digitalisierung der Gesellschaft teilhaben und diese gestalten sollen. Der dahinterstehende Gedanke umfasst eine Erweiterung der Perspektivenvielfalt bei Entwicklung und Gestaltung der Digitalisierung sowie eine deutliche Reduzierung des Fachkräftemangels in diesem Feld.
Lesen Sie hier das Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014 der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

Um diese Ziele zu erreichen wurde auf Initiative von #SheTransformsIT das Projekt #FrauWirktDigital ins Leben gerufen, welches von der Stiftung Mercator gefördert und vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. umgesetzt wird.

#FrauWirktDigital analysiert im Rahmen einer Metastudie erfolgreiche Projekte und Initiativen, die kurz-, mittel- und langfristig dazu beitragen, Mädchen und Frauen für Informatik zu gewinnen und Frauen in gestaltende Positionen der Digitalisierung zu bringen. Aus der Analyse wurden Erkenntnisse gewonnen, welche durch Aktivitäten, Vorgehensweisen und Umsetzungsaspekte Wirkung erzielen, um Frauen für Digitalisierung und Informatik zu begeistern. Diese werden in Form von Handlungsempfehlungen an Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalgesellschaft weitergegeben. Im Fokus stehen die Bereiche Schule, Ausbildung, Hochschule, Wirtschaft und Gründung sowie gesellschaftliche Wirkfaktoren wie der Einfluss von Familien und Technikkultur. Die jeweils aktiven Stakeholder aus Digitalpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft und engagierten Netzwerken werden interaktiv in die Diskussion von Zielen und Lösungsansätzen einbezogen.

Unter dem Titel „Mädchen und Frauen in die Informatik: Aktivierungspotenziale und Erfolgsfaktoren“ hat das Projekt #FrauWirktDigital nun Handlungsempfehlungen für den Bereich Bildung entwickelt und veröffentlicht. Diese folgen den Stationen im Bildungsverlauf: Schule und außerschulische Angebote, Wettbewerbe, Mentoring- und Berufsorientierungsangebote, Ausbildung und Hochschule.

Am 18. Oktober von 10:00-16:00 Uhr laden die Initiative #SheTransformsIT, #FrauWirktDigital und die Stiftung Mercator in das ProjektZentrum Berlin der Stiftung Mercator, Neue Promenade 6, 10178 Berlin ein, um gemeinsam darüber zu diskutieren, wie wir mehr Frauen für Informatik gewinnen und in gestaltende Positionen der Digitalisierung bringen können. Interessierte können sich bereits ab jetzt hier für die Veranstaltung anmelden!

Die Handlungsempfehlungen sprechen Akteur:innen des Bildungsbereichs ab der Primarstufe an und wenden sich an Organisationen ebenso wie an Aktive in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Sie umfassen Vorschläge zur Art und grundsätzlichen Gestaltung der Angebote und enthalten Forderungen nach Langfristigkeit und Verlässlichkeit von niedrigschwelligen Angeboten, die sich gegenseitig ergänzen und aufeinander aufbauen.

Damit soll in Schule, bei außerschulischen Angeboten, wie z.B. Mentoring-Angeboten, Wettbewerben oder Berufsorientierungsmaßnahmen, bei der dualen oder akademischen (Aus-)Bildung mehr Chancengerechtigkeit beim Zugang und der Teilnahme an Informatikangeboten erreicht werden.

Um dies zu erreichen, ist u.a. die Qualifizierung der beteiligten Aktiven, d.h. der Lehrkräfte und Dozent:innen in Schulen und Hochschulen, der Ausbilder:innen in den Betrieben und des Personals in Beratungsstellen notwendig: Sie alle benötigen als Qualifikation Genderkompetenz, um reflektiert handeln zu können.
Lesen Sie hier den Beschluss der Kultusminister:innenkonferenz vom 16.12.2004 zu Standards für die Lehrerbildung.

Ganz konkret umfassen die Handlungsempfehlungen mehrere Forderungen. Wesentlich ist die Einführung eines Pflichtfachs Informatik in der Schule (Informatik-Monitor-Fazit). Damit werden alle Schülerinnen und Schüler erreicht, und zwar unabhängig von ihrem soziodemografischen/-ökonomischen Hintergrund (Informatik für alle). Insbesondere deutlich mehr Mädchen und junge Frauen erhalten darüber einen fundierten Zugang zu Informatik als dies bisher über Elternhaus, Peer Group, Freizeit und außerschulische Angebote erreicht werden kann.

Auch Informatik-Wettbewerbe bieten gute Möglichkeiten, mehr junge Frauen auf Informatik und die damit verbundenen Potenziale zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme aufmerksam zu machen. Dafür müssen die Wettbewerbe jedoch bei der Aufgabenstellung Elemente wie kreatives, forschendes Lernen und die freie Wahl eines Forschungsthemas enthalten (Studie Mädchen in der Informatik). Wenn es dann noch gelingt, eine verlässliche Teilnahme junger Frauen höherer Jahrgangsstufen an Informatik-Wettbewerben zu erreichen, bieten sich gute Chancen für eine Ausweitung des Interessenspektrums dieser Frauen in Richtung Informatik.

Mentoring-Angebote für Frauen sind unterstützende Maßnahmen, um Mädchen und junge Frauen auf ihrem Weg in die Informatik zu stärken (Mentoring: Einzelfall- und Meta-Analysen). Dies gilt insbesondere bei den Übergängen in die jeweils nächste Bildungsstufe, also von der Schule in die Ausbildung oder die Hochschule oder von der Ausbildung/dem Studium in den Beruf. Mentoring-Angebote ermutigen aber nicht nur die Schülerinnen und unterstützen sie bei der Vernetzung; Mentoring-Angebote erhöhen auch die öffentliche Sichtbarkeit für die Institutionen, die Mentoring anbieten.

Die Hochschulen werden aufgefordert, intensive Kontakte zu Schulen mit Informatikschwerpunkt zu pflegen und bei Orientierungsveranstaltungen und Einführungswochen auf eine stärkere Vernetzung der Studentinnen zu setzen. So fördern sie von Beginn an den Aufbau unterstützender Netzwerke. Auch sollten die Hochschulen in ihren Curricula auf einen stärkeren Berufsbezug von Informatik-Studieninhalten achten und insbesondere die Bedeutung von Informatik-Studieninhalten sowie deren Anwendbarkeit und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft hinweisen. Damit kann eine stärkere Bindung – nicht nur – von Frauen an IT-Studiengänge erreicht werden.

Schließlich werden die Unternehmen und Betriebe aufgefordert, eine geschlechtergerechte Willkommenskultur zu etablieren. Dies bedeutet, bei Stellenanzeigen auf eine klischeefreie Formulierung zu achten, Ausbildungsbotschafterinnen bei der Gewinnung von Frauen einzusetzen sowie für den späteren Berufsverlauf karrierefördernde Fortbildungsangebote, wie z.B. Programme zur Vereinbarkeit von Beruf und Leben, Führen in Teilzeit und im Team anzubieten. Mit diesen Maßnahmen steigern Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber – nicht nur für Frauen.

Maßnahmen müssen ineinandergreifen. Eines verdeutlichen die Handlungsempfehlungen aber auch: Es gibt nicht den einen Weg zur Steigerung des Frauenanteils in Informatik und Digitalisierung. Vielmehr ist eine Verknüpfung zahlreicher Maßnahmen und Wege ebenso erforderlich wie eine konkrete Ermutigung der Aktiven in Gesellschaft, Bildung, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, die die identifizierten Ziele in wirtschaftliches, gesellschaftliches und politisches Handeln umsetzen müssen. Erst so ist es möglich, nachhaltige Erfolge und langfristig eine paritätische Besetzung von Frauen und Männern auf allen Ebenen in der IT-Branche zu erreichen.

Downloaden Sie hier die kürzlich veröffentlichten Handlungsempfehlungen im Bereich Bildung.

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