Das TechnologieZentrum Koblenz (TZK) war kürzlich Gastgeber einer inspirierenden Veranstaltung unter dem Motto „Plan B: Karrierewege neu gedacht“. Mit über 60 Anmeldungen, davon mehr als 30 Frauen vor Ort und knapp 30 Frauen online, zeigte die hybride Veranstaltung eindrucksvoll, wie sehr das Thema auf Resonanz stieß.
Die Veranstaltung, organisiert vom Gründungsbüro der Uni Koblenz, dem Ada-Lovelace-Projekt der Uni Koblenz und dem Ada-Lovelace-Projekt Förderverein e.V., widmete sich den vielschichtigen Fragen rund um berufliche Planänderungen, Krisen und Umwege. Besonders Frauen stehen oft vor der Herausforderung, Karriere, Erfolg, Familie und finanzielle Sicherheit unter einen Hut zu bringen.
Dr. Melanie Pohl vom Interdisziplinären Karriere- und Studienzentrum (IKaruS) der Uni Koblenz eröffnete die Veranstaltung mit einer Keynote zum Thema Studienzweifel. Sie präsentierte Zahlen, die Anlass zur Sorge geben: Ein Drittel der Studierenden bricht das Studium ab, häufig aufgrund finanzieller Sorgen und mangelnder sozialer Einbindung. Besonders bemerkenswert: Frauen arbeiten häufiger während ihres Studiums und verdienen dabei weniger als ihre männlichen Kommilitonen. Wie es trotzdem gelingen kann, an diesem frühen Zeitpunkt der Karriere neue Pläne zu schmieden und sich von dem eigenen Erwartungsdruck, aber auch dem der anderen, freizumachen, sind häufige Themen und Inhalte der Beratungsgespräche, die Pohl in ihrem Arbeitsalltag erlebt.
In der anschließenden Gesprächsrunde diskutierten die Teilnehmerinnen lebhaft über die Kunst, das Leben neu zu denken. Ivanna Kramer erzählte von ihrem bewegten Lebensweg, der sie von der Ukraine über Tschechien nach Koblenz führte. Ihr Studium der Sprachwissenschaften mündete in ein Computervisualistik-Studium und schließlich in die Forschung zum „Health Walk“, einem sensorbasierten Rollator zur Verbesserung der Mobilität älterer und mobilitätseingeschränkter Menschen.
Auch Yvonne Ritz, Geschäftsführerin des Social Media-Unternehmens „Koblenz Hybrider“, Social Media & Digitalexpertin, schilderte eindrücklich ihren Werdegang, der sie zunächst den eher klassischen Weg Abi und Studium der Kulturwissenschaft einschlagen ließ. Rückschläge und der Abbruch des Studiums zwangen sie auf neue und unbekannte Wege. Immer besser verstehend, wo die eigenen Stärken und Kompetenzen liegen, erkannte sie frühzeitig das Potenzial der damals entstehenden sozialen Medien und gründete ihr heute erfolgreiches Unternehmen.
Marina Radcke, ebenfalls Absolventin der Computervisualistik, berichtete von den Höhen und Tiefen ihrer Unternehmensgründung im medizintechnischen Bereich. Nach erfolgreichem erstem Jahr und vielen tollen Erfahrungen, geriet das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, die sie zum Nachdenken brachte: Ist dies immer noch der richtige Weg für mich? Möchte ich so weitermachen? Ihre Antwort lautete damals „nein“. Die Enttäuschung und das Scheitern führten auch sie auf andere Wege: Als erfolgreiche „Remotee“ ist sie angestellt beim Johner Institut und arbeitet an digitalen Lösungen für die Echtzeitzulassung von Medizinprodukten.
Dr. Tamara Diederichs rundete die Gesprächsrunde ab und sprach über den Spagat zwischen dem Wunsch der Fortführung der eigenen wissenschaftlichen Karriere und Forschung und der gleichzeitigen Verantwortung, das Familienunternehmen des Vaters zu übernehmen. Gemeinsam mit ihrer Schwester führt sie seit 1,5 Jahren die größte Wissensplattform auf dem Gebiet der zerstörungsfreien Prüfung. Unsicherheiten, ob sie den Herausforderungen gewachsen sein würde und als promovierte Erziehungswissenschaftlerin die notwendigen Kompetenzen mitbringen würde, haben sich mittlerweile fast vollständig zerschlagen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Kornelia van der Beek, Geschäftsführerin des Gründungsbüros. Die Diskussionen drehten sich um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, soziale Verantwortung und Netzwerke. Im Anschluss an die Gesprächsrunde nutzten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit zum Networking bei Snacks und Getränken und viele Impulse der Keynote und der Gesprächsrunde wurden aufgegriffen und weiter diskutiert.