Die Zukunft gehört Dir! – Erfolgreicher Girls‘ und Boys‘ Day an der Uni Koblenz

Unter diesem Motto öffnete der Girls‘ und Boys‘ Day des Ada-Lovelace-Projekts an der Uni Koblenz für 170 Teilnehmende die Türen zu neuen Perspektiven in der Studien- und Berufsorientierung

gruppenbild tech meets textil

Am Donnerstag, den 3.4.25, herrschte auf dem Campus reges Treiben. 100 Mädchen und 70 Jungen der 5.-12. Klassen von über 30 Schulen aus mehr als 20 Orten und Städten im Umkreis von bis zu 100 Kilometern folgten der Einladung und schnupperten am Zukunftstag in die verschiedenen Studiengänge der Universität Koblenz.

Mit einem digitalen Grußwort des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Stefan Wehner starteten die gespannten Teilnehmenden in ihren Girls‘ und Boys‘ Day, den das Ada-Lovelace-Projekt seit über 20 Jahren organisiert. Das Ada-Lovelace-Projekt hat sich zur Aufgabe gemacht, Mädchen und jungen Frauen einen kreativen Raum des „Sich-Ausprobierens“ zu schaffen, in dem sie männerdominierte MINT-Bereiche erkunden können. Dabei stehen ihnen Mitarbeiter:innen und Mentorinnen – Studentinnen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik – als Rollenvorbilder zur Seite.

In den insgesamt 13 verschiedenen Workshops wurde programmiert, gelötet, experimentiert und handwerklich gearbeitet, wobei spielerisch Berührungsängste und Selbstzweifel abgebaut wurden. Doch nicht nur den jungen Frauen müssen neue Räume eröffnet werden. Beim diesjährigen Zukunftstag organisierte das Ada-Lovelace-Projekt der Uni Koblenz bereits zum vierten Mal auch Angebote für Jungen und junge Männer in Bereichen, die überwiegend von Frauen gewählt werden. So nahmen Schüler die Möglichkeit wahr, die Studienfächer Psychologie, Soziologie, Pflegewissenschaften und Germanistik zu erkunden.

Aktuelle Befragungen der Teilnehmenden am bundesweiten Aktionstag zeigen sowohl die Wirkung als auch die Wichtigkeit der Aktionstage für die Jugendlichen. Mit 78 Prozent der befragten Schülerinnen und 83 Prozent der Schüler geben ein Großteil der Befragten an, ein Tagespraktikum sei für sie (sehr) hilfreich, um sich über Berufe und die Arbeitswelt zu informieren. Rund zwei Drittel der befragten Jugendlichen gaben sogar an, der Girls‘ Day und Boys‘ Day habe ihnen konkret dabei geholfen, eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, was sie später beruflich machen wollen. 

Diese Ergebnisse bestätigen die Organisatorinnen Stephanie Justrie und Katharina Schuster: „Die Jugendlichen erleben am Girls‘ und Boys‘ Day die Universität Koblenz als lebendigen und interessanten Studienort und können sich in vielfältigen Gesprächen, Diskussionsrunden und Workshops über Berufsbilder und Studiengänge informieren und ihre beruflichen Interessen erweitern. Hier und heute werden die Studierenden von morgen erreicht.“

So verbachten 12 Teilnehmerinnen einen aufregenden Vormittag in der Physik-Werkstatt und entdeckten, dass Physik weit mehr ist als nur abstrakte Formeln. Unter fachkundiger Anleitung bauten und löteten die jungen Frauen einen elektronischen Würfel, der auf Bewegungen reagiert. Dabei lernten sie spielerisch wichtige Grundlagen der Elektro- und Löttechnik kennen. Besonders einprägsam war die Verschmelzung von Theorie und Praxis und dass die Teilnehmerinnen ihren selbst gefertigten Schüttelwürfel mit nach Hause nehmen durften. Frau Prof. Rathgeber, die geschäftsführende Leiterin der Abteilung Physik, betonte: „Studien zeigen, dass Mädchen in MINT-Fächern oft weniger Selbstvertrauen haben – nicht, weil ihnen das Talent fehlt, sondern weil sie seltener ermutigt werden. Mit unserem Angebot möchten wir Mädchen ermutigen, sich aktiv mit Physik und Technik auseinanderzusetzen und ihnen zeigen, dass sie genauso erfolgreich tüfteln, forschen und entdecken können. Wir wollen nicht nur Interesse wecken, sondern auch das Selbstvertrauen stärken, denn wer sich Physik zutraut, kann die Welt mitgestalten.“

physik löten

techmeetstextil

Die Teilnehmerinnen des Workshops „Tech meets Textil“ feierten eine erfolgreiche Premiere und erfuhren, wie viel kreative Arbeit in der Informatik steckt. Dabei durchliefen die 12 Mädchen einen kompletten Informatikprozess – von der Problemstellung über die Konzeption und Programmierung hin zu einem fertigen Produkt und dessen Präsentation. Die verwendeten Materialien waren zwar eher untypisch für die Informatik, aber dafür umso näher dran am Alltag der Teilnehmerinnen. Mit Schneidplotter, Folie und Stofftaschen wurde der gesamte Prozess „be-greifbar“ und es entstand ein praktisches Produkt, das die Schülerinnen im Alltag nutzen können. Informatikprofessorin Nadine Dittert über ihre Motivation den Girls‘ Day zu unterstützen: „Mit Vorbehalten umzugehen und stereotype Vorstellungen aufzubrechen, sind anstrengende und langwierige Prozesse.

Wir sind noch immer wenige Frauen in der Informatik, aber es braucht viele Vorbilder und deren Sichtbarkeit! Zudem ist vielen Menschen nicht klar, was Informatik tatsächlich ist. Medien spielen oft mit Klischees, verstärken diese und erschweren es, ein realistisches Bild der Disziplin zu vermitteln. Das nimmt die Motivation, sich mit Informatik zu befassen und hält viele Menschen – insbesondere Mädchen und Frauen – davon ab. Diesen Kreislauf wollen wir durch Aktivitäten wie den Girls’ Day und die Sichtbarmachung der Vielfalt der Informatik durchbrechen.“ 

Im Workshop „Biochemie“ tauchten 12 Nachwuchswissenschaftlerinnen in die faszinierende Welt der „Life Science“ ein und erlebten spannende Experimente. Besonders beeindruckte der forensische Nachweis von Blut, eine Methode der Kriminalistik, die selbst scheinbar vollständig entfernte Blutflecken aufspüren kann.

Im Workshop „Brücken bauen leicht gemacht“ herrschte große Anspannung unter den 15 Teilnehmerinnen: Würde die selbst zusammengesteckte Leonardo-Brücke die Last einer Schülerin tragen? Die gute Nachricht: Ja, sie hielt! Dies sorgte für große Begeisterung bei den Nachwuchsingenieurinnen. Neben der großformatigen Leonardo-Brücke durfte jede Teilnehmerin ihre eigene Brücke kreieren und dabei selbst über Statik und Form entscheiden.

Dass Mathematik auch kunstvoll sein kann, erfuhren die Teilnehmerinnen im Workshop „Mathematik und Kunst“ unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Bracke. Mit spürbarer Begeisterung und Freude am Fach setzten sie sich intensiv mit Fraktalen, komplexen Zahlen und Turtle Grafik auseinander. Fraktale sind geometrische Muster, die sich in ihrer Struktur unendlich oft wiederholen und sowohl in der Kunst als auch in der Natur wiederfinden lassen. Nach den ersten gemeinsamen Schritten konnten die Teilnehmerinnen selbst kreativ werden und eigene Fraktale gestalten.

In weiteren Workshops tauchten die Teilnehmerinnen tief in die Welt der Programmierung ein. Im Workshop „3D-Druck“ unter der fachlichen Anleitung von Ralf Gillmann, Ausbildungsbeauftragter im ZIMT, kreierten sie mit einer speziellen Design-Software eigene 3D-Modelle, die am Ende für jede Teilnehmerin ausgedruckt wurden. Im Workshop „Dein Einstieg in die App-Programmierung“ entwickelten die Mädchen ihre erste eigene App mit dem MIT App Inventor und führten erste Testläufe direkt auf ihren Handys durch. Am Ende entstanden viele funktionierende und innovative Apps, die mit dem kostenlosen Programm auch zu Hause weitergeführt werden können.
Auch im Workshop „Programmieren leicht gemacht“ tauchten die Teilnehmerinnen in die Welt der Informatik ein. Neben einer abwechslungsreichen Uni-Führung und Studienberatung lernten sie die Programmiersprache „Java“ kennen. Java ist besonders leicht zu erlernen und äußerst vielseitig in der Anwendung, von einfachen Spielen über nützliche Apps bis hin zu professionellen Webseiten.

Natürlich gab es auch viele spannende Workshops für die Teilnehmer des Boys‘ Day zu erleben. So erhielten 13 Teilnehmer im Workshop „Karrierewege in der Pflege“ ein völlig neues Bild von Pflege im beruflichen Kontext. Sie lernten, dass neben hohem Fachwissen, Entscheidungsfähigkeit und professioneller Haltung auch anspruchsvolle Tätigkeiten wie die Mobilisation bewegungseingeschränkter Menschen und das Anlegen von Verbänden erforderlich sind. Silke Doppelfeld, die zum ersten Mal dabei war, ist von der Wichtigkeit des Boys‘ Day überzeugt: „Pflege als traditioneller Frauenberuf hat ein immer noch allzu altruistisches Image, das völlig überholt ist. Unser Ziel ist, ein realistisches Berufsbild zu vermitteln sowie einen Überblick über berufliche Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten zu geben und damit mehr junge Männer für das Thema zu begeistern.“

pflege spritze

Eine weitere Premiere feierte ein spannender Workshop des Instituts für Germanistik.  Hier wurde der Nachweis erbracht, dass Lesen und Literatur nicht nur etwas für Mädchen und Frauen sind. Gemeinsam reflektierten und diskutierten die Teilnehmer am Beispiel der Künstlichen Intelligenz in Jugendmedien, wie KI in Jugendromanen und -hörspielen dargestellt wird und welche Fragen sich dadurch für unsere reale Welt ergeben.

Eine weitere Gruppe von Jungs und jungen Männer informierten sich im Workshop „Echt oder angepasst“ über das Studienfach Soziologie.  Gemeinsam wurde intensiv und angeregt diskutiert, ob wir in jeder Gruppe immer wir selbst sind oder ob wir unser Verhalten und unsere Worte anpassen, je nachdem wo wir uns befinden – und was sagt das letztlich über uns aus.  

Wie bereits im vergangenen Jahr waren die raren Plätze in dem Psychologie-Workshop „Das Experiment“ schnell ausgebucht. Hier erfuhren die Teilnehmer, wie man psychologische Experimente designt, Daten sammelt, analysiert und die Ergebnisse auswertet.  Auch der beliebte Marketing-Workshop stand wieder auf dem Programm und ermöglichte 16 jungen Männern in praktischen Übungen die eigene Produktidee überzeugend an potentielle Kund:innen zu vermitteln.

Für das gesamte Orga-Team des Ada-Lovelace-Projektes, die Mentorinnen als auch die vielen Teilnehmenden steht jetzt schon fest: „Wir freuen uns bereits auf den Girls‘ und Boys‘ Day 2026!“

Weitere Berichterstattung zum Girls‘ und Boys‘ Day an der Uni Koblenz:
Anne Frank Realschule plus Montabaur
Universität Koblenz

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